2. Frisch mahlen macht den Unterschied.
Kaffee ist ein „Halbfrischeprodukt“. Das klingt ein bisschen komisch und ist es irgendwie auch. Am besten schmeckt Kaffee zwei Wochen nach Röstdatum und hält seinen Genuss-Zenit dann für gut zwei Wochen. Ungefähr. Direkt nach der Röstung ist noch recht viel CO₂ in den Kaffeebohnen gebunden, das über die Zeit entweicht. Das wirkt sich positiv auf den Geschmack und auf ein balancierteres Säurespiel aus. Nach einer gewissen Zeit beginnen die Bohnen dann wiederum zu oxidieren, was zu schalem, muffigem Geschmack führen kann.
So weit die Vorrede. Was hat das frisch Mahlen damit zu tun? Mit den ersten zwei Wochen gar nichts, die sind einfach eine gute Faustregel. Aber: Oxidation wird immens beschleunigt, je kleiner die Partikel sind, an die Sauerstoff herankommt. Ein bisschen wie bei Brot: Wenn ihr einen ganzen Laib lagert, trocknet er langsamer aus, als wenn ihr einzelne Scheiben vorgeschnitten habt.
Bei vorgemahlenem Kaffee wird die einzelne Bohne wird in unzählige Einzelstücke aufgeteilt. So dringt viel mehr Sauerstoff an euren Kaffee und sorgt für einen schnelleren Abbau der feinen Aromen – schon nach wenigen Minuten.
Auch wenn die Kaffeewelt gern streitet, hier ist sie sich mal einig: Der Weg zu gutem Kaffee ist mit frischem Mahlgut gepflastert! Eine gute Handmühle für Filterkaffee kostet um die EUR 100, eine gute elektrische Mühle für Espresso findet ihr ab EUR 300. Mehr dazu schreiben wir in den jeweiligen Beiträgen. Das ist zwar erstmal eine Investition – aber dafür auch eine, an der ihr lange Spaß haben werdet.
3. Augen auf beim Bohnenkauf.
Die beste Mühle bringt natürlich nichts, wenn ihr darin schlechte Kaffeebohnen zu Feinstaub verarbeitet. Wir verstehen diese Liste interdependent – nur an einer Stellschraube zu drehen, bringt auf jeden Fall Fortschritt, aber wichtig ist auch das Zusammenspiel der Faktoren. Wir wollen euch damit gar nicht demoralisieren, vielmehr Mut machen zum Ausprobieren und Experimentieren.
Was wir auch nicht wollen: lästern. Nicht alle Supermarkt-Kaffees sind schlecht. Das wollen wir nicht kolportieren. Auch hier regelt der Preis jedoch oft die Qualität. Kaffee ist in Deutschland ermäßigt mit 7% besteuert, aber pro Kilogramm Röstkaffee fallen pauschal zusätzliche EUR 2,19 Röstkaffeesteuer an.
Wenn also 1kg Kaffee weniger als EUR 10 kostet, kann davon erstens nicht mehr viel bei den Produzent:innen ankommen. Zweitens können die Menschen vor Ort nicht viel Zeit in ordentliche Qualitätskontrolle investieren: Kaffeebohnen werden nach der Ernte sortiert, und für die Gründlichkeit gibt es verschiedene Qualitätsstufen.
Interessant ist außerdem, wie transparent und präzise die Rösterei die Kaffeeherkunft angibt – wenn zum Beispiel nur „Arabica“ auf der Packung steht, ist das ziemlich schwammig. Besser ist es, wenn ihr eine Herkunftsregion oder konkrete Kaffeefarm / Microlot auffindet. Gute Transparenz und “traceability” allein garantieren natürlich auch nicht, dass ihr den jeweiligen Kaffee mögt. Aber sie grenzen die Auswahl etwas ein und helfen euch hoffentlich, euren Lieblingskaffee zu finden. Schließlich wisst ihr so konkreter, was ihr eigentlich gerade trinkt. Detaillierter schreiben wir darüber in unserem Text über die Grundlagen der Kaffeeherstellung.
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